Svante Malmgren         Henric Nyström

Orchideenvermehrung

 

 

 

 

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Dactylorhiza                    Gymnadenia                    Coeloglossum, Pseudorchis, Platanthera, Neottianthe, Nigritella

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Auf dieser Web-Seite


wird die Vermehrung von Orchideen aus Europa, Nordamerika und den temperierten Regionen Asiens vorgestellt. Es gibt ungefähr 45 Orchideenarten in Schweden, 200 in Europa, 200 in Nordamerika und viele mehr in den Teilen Asiens, die adäquate Temperaturbedingungen aufweisen.

Die Web-Seite will eine klare Darstellung der Methoden vermitteln, die für die Vermehrung verwendet werden. Diese können von begeisterten Anhängern, für wissenschaftliche Forschungen oder für Naturschutzprojekte genutzt werden. Dargestellt wird der „Stand der Technik“ mit seinen gegenwärtigen Möglichkeiten und Grenzen. Es wird eine Anzahl von Arten und Hybriden vorgestellt, die als geeignet für den Gaten erscheinen.

Es ist bedauerlich, dass es immer noch Menschen gibt, denen der Respekt vor der Natur und den Gesetzen fehlt, und die wilden Orchideen ausgraben und verkaufen, auch solche die selten und geschützt sind. Bedauerlicherweise vereinfacht das Internet derartige illegale Aktivitäten, aber mit einiger Kenntnis dessen, was mit verschiedenen Arten möglich ist, kann man sich den legalen/illegalen Status der angebotenen Pflanzen vorstellen. Hoffentlich wird der illegale Handel zurückgehen, wenn hier die Vermehrungsmethoden in breitem Maße dargestellt werden. Ausgewählte Orchideen-Hybriden zu züchten und anzubieten, wird den gleichen Effekt erzielen.

Die Vermehrung der Orchideen erfolgt auf sterilen Nährböden. Es kann symbiotisch mit Hilfe von Pilzen erfolgen (Mykorrhiza), die dem Nährboden zum Aussaatzeitpunkt hinzugefügt werden. Heutzutage haben neue, sehr einfache Wachstumsmedien, die effektiv auch beim Fehlen der Pilzunterstützung funktionieren – die asymbiotische Vermehrung – die Verfahren so vereinfacht, dass symbiotische Vermehrung unter Hinzunahme von Pilzen vielleicht nur noch  in Forschungslaboratorien angewendet werden wird. Keiner hat seit vielen Jahren versucht, tropische Orchideen mittels Mykorrhiza zu vermehren. Für die asymbiotische Vermehrung kann man die eigene Küche als Laboratorium verwenden. Ein Dampfdruck-Kochtopf ist die größte zu tätigende Investition.

Ein steriles Nährmedium ersetzt die Substanzen, die sonst die Pilze den kleinen, wachsenden Embryonen in der Natur liefern. In der relevanten Literatur können lange, komplizierte Rezepturen gefunden werden, die Mineralien, Vitamine und Pflanzenhormone in exakt abgemessenen Mengen – manchmal weniger als ein Mikrogramm – erfordern. Die Anregung dazu kommt von den „konventionellen“ Mikrovermehrungstechniken, bei denen Details für das Wachstum und die Entwicklung für kleine in vitro Pflanzen sehr wichtig sind. Derartige Rezepturen sind für winterharte Orchideen kaum zu gebrauchen und für praktische Zwecke werden sehr einfache Medien mit Erfolg verwendet. Das pikante Detail der „wissenschaftlichen Meinung“ besteht in der Überzeugung, dass Orchideenvermehrung aus Samen eine exakte Wissenschaft sein muss und nichts anderes geht. Das Problem scheint anfangs kompliziert zu sein, aber die Lösung muss es nicht sein.

Svante MALMGREN hat bisher ungefähr 200 verschiedene Orchideen-Arten und –Hybriden erfolgreich vermehrt (er hat vor 10 – 15 Jahren zu zählen aufgehört, als die 100 überschritten wurde). In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle wurden reproduzierbare Methoden für eine Massenproduktion entwickelt. Es muss aber auch erwähnt werden, dass einige Arten weiterhin schwierig bleiben. Geringe Keimung und nur mangelhaftes Wachstum auf dem Nährboden verleiden die Arbeit, jedoch bringen weiterführende Versuche meist eine Lösung der offenen Fragen. Hinzu kommt, dass bisher nicht alle Orchideen-Gattungen und -Arten erprobt wurden. Es bleiben also weiterhin Forschungsmöglichkeiten für zukünftige Generationen von Orchideenzüchtern.

Für alle hier beschriebenen Arten und Hybriden kann man mit folgendem einfachen Rezept beginnen:
Ca3(PO4)2 50-100 mg
KH2PO4 50-100 mg
MgSO4 50-100 mg
Saccharose 10-15 g
Aktivkohle 0.5-1 g
Leitungswasser 1,000 g
Agar 4-5 g

Stickstoffquelle:
Entweder Vaminolac(t) (= eine Amino-Säure-Lösung äquivalent zu ungefähr 300 mg Amino-Säure)
oder 150 mg NH4H2PO4 plus 100 mg NH4NO3.

Einige Arten wachsen auf Amino-Säure, andere auf anorganischem Stickstoff besser. Einzelheiten werden auf den anderen Seiten angegeben.
Es ist nicht erforderlich, dies genau auszuwiegen.

Ein komplexer organischer Bestandteil, die wichtigste Komponente, wird hinzugefügt. Geeignete Additive für Orchideen aus gemäßigten Klimazonen beinhalten ein kleines Stück Kartoffel, Rübe (aus Schweden) oder Banane. Alternativ können Kokosnussmilch oder Ananassaft verwendet werden. Manchmal gibt eine Kombination von zwei Additiven ein besseres Resultat. Es scheint, dass diese komplexen organischen Substanzen Pflanzenhormone und unbekannte Wachstumsfaktoren beinhalten, die den in einer Weise zugutekommen, wie keine gut definierten Pflanzenhormone es bewirken würden. Viele Jahre an Versuchen durch verschiedene Mitarbeiter führten zu dieser unausweichlichen Schlussfolgerung.

Die Anwendung dieser Additive sind mehr ein pragmatischer als ein wissenschaftlicher Ansatz für die Orchideen-Vermehrung, aber das Ergebnis kann seine Wirksamkeit nicht infrage stellen. Tausende von kleinen Orchideenpflanzen können produziert werden und natürlich sind Früchte oder Gemüse billiger als Pflanzenhormone!
Verschiedene Arten erfordern unterschiedliche komplexe organische Zusätze und unterschiedliche Mengen davon. Für einen Erfolg muss man die richtigen Additive wählen und genau die Mengen bestimmen, die zugesetzt werden. Für einige Arten kann die Hälfte oder das Doppelte der Menge könnte das Wachstum stark beeinflussen und den Unterschied zwischen Leben und Tod der kleinen Orchideenpflanzen bedeuten! Diese Beobachtung ist ziemlich überraschend; für die Vermehrung verwendete konventionelle Pflanzenhormone bewirken nicht eine derartige Empfindlichkeit und ähnliche Veränderungen in der Konzentration sind nicht so schädlich.
Wenn man das Medium (den Nährboden) korrekt ansetzt, kann man bei einer großen Zahl von Arten und Hybriden eine Keimungsrate von 90 % und exzellentes Wachstum erzielen.

Der pH-Wert sollte bei etwa 5,5 – 6.0 liegen, aber das ist der pH-Wert, der sich  mit den angeführten Komponenten gewöhnlich einstellt, wenn das Leitungswasser typisch ist. Wenn Ananassaft verwendet wird muss, dessen pH-Wert mit NaOH oder vorzugsweise mit wässrigem Ammoniak auf etwa pH 6 eingestellt werden.

Es ist vorteilhaft, diesen pH-Wert-eingestellten Ananassaft im Vorhinein anzusetzen. Er kann im Kühlschrank deponiert werden, wie auch die kleinen, vorgeschnittenen Stückchen von Kartoffel und Rübe (aus Schweden).

Die Sterilisation wird im Dampf-Kocher oder Autoklaven bei 120 oC für 20 min vorgenommen. Die Aussaatgefäße können bald, nachdem sich der Agar gesetzt hat, verwendet werden. Schon bald wird der Agar härter und es wird schwieriger, damit zu arbeiten.

Die Aussaat erfordert eine sehr spezielle Behandlung der Samen, die von der Art abhängig ist. Trotz ihrer kleinen Abmessungen von 0,1-0.2 mm, hat jeder eine dünne Samenhülle, die wasserundurchlässig ist. Diese muss chemisch aufgebrochen werden. Der Samen muss natürlich auch vor der Aussaat sterilisiert werden und glücklicherweise können beide Prozeduren zusammen erfolgen. Eine Behandlung mit NaClO (Natriumhypochlorit) Lösung sterilisiert den Samen und meistens wird auch die Samenhülle aufgebrochen.

Die Konzentration der Hypochlorit-Lösung und die Dauer der Behandlung muss der Stärke der Samenhülle angepasst werden, die von Art zu Art unterschiedlich ist! Geeignete Konzentrationen bewegen sich bei 0.3 bis 1%, die Behandlungszeit 5 bis 45 min, abhängig von der Art. Zu kurze Bleichzeit ist nicht ausreichend zur Sterilisation der Samen, zu lange wird sie abtöten. Um die Samenhülle bei einigen Arten aufzubrechen, kann eine aufeinanderfolgende Behandlung mit Schwefelsäure und Hypochlorit notwendig sein.
Einige Arten benötigen nach der Aussaat eine Kühlbehandlung für 3 Monate bevor sie keimen, andere Arten keimen nach 2-3 Tagen.

Weiterhin gibt es Arten – vor allem Cypripedium – deren Samen halbreif ausgesät werden müssen, damit sie keimfähig sind und erfolgreich wachsen. In derartigen Fällen wird die gesamte grüne Samenkapsel in konzentriertem NaClO und/oder Alkohol sterilisiert und die Samen direkt aus der geöffneten Samenkapsel auf den Nährboden gebracht.
Die Bewertung des korrekten Reifegrades des unreifen Samens ist schwierig. Ein Intervall von nur 4-6 Tagen trennt die Samen, die noch zu unreif sind, von denen, die sich schon zu weit entwickelt haben! Bei Cypripedium ist das korrekte Stadium 7-10 Wochen nach der Bestäubung erreicht, abhängig von der Art. Die Wetterbedingungen können die Reife beschleunigen oder verlangsamen, in einem warme Sommer reifen sie schneller.

Verwendet man die korrekte Samenbehandlung, kann bei den meisten Arten und Hybriden eine Keimungsrate von 50 – 100 % von reifen Samen erreicht werden. Es gibt 500-1.000 Samen in einer Kapsel von Orchis militaris, 200-500 bei Ophrys und über 4.000 bei Cypripedium flavum.

Wenn Hybriden geschaffen werden, korrespondiert die notwendige Samenbehandlung zu der der Elternarten. Die Genetik ist aber nicht immer symmetrisch.

Praktisch alle Arten der Gattungen Dactylorhiza, Gymnadenia, Platanthera, Nigritella, Coeloglossum, Ophrys, Serapias, Himantoglossum und Anacamptis pyramidalis können asymbiotisch in großem Maßstab vermehrt werden. Verschiedene aber nicht alle Orchis-Arten sind genauso leicht zu vermehren. Eine große Zahl von Cypripedium-Arten und Hybriden gehen auch relativ leicht und die Probleme bei den verbleibenden werden in Zukunft gelöst werden.
Wir haben Epipactis und Cephalanthera aus reifem Samen einige Male mit schlechtem Ergebnis aber nicht Totalausfall versucht. Zeitmangel ist oft der begrenzende Faktor für den Orchideenzüchter.

Das weitere Wachstum auf dem Medium dauert gewöhnlich 8-15 Monate, abhängig von der Wachstumsrate und ist unterschiedlich von Art zu Art. Umlegen auf frisches Medium wird nur einmal vorgenommen, meistens 2-4 Monate nach der Aussaat. wenn die Pflanzen beginnen, Blätter zu entwickeln, sollten sie schwachem Licht ausgesetzt werden. Die jungen Pflanzen brauchen kein starkes Licht und zu viel kann die Pflanzgefäße unerwünscht erwärmen.

Temperatur, Temperatur, Temperatur!!

A priori, ist es verlockend zu glauben, dass nur die Chemie und die Komponenten des Mediums – wenn es geeignet ist – normale kleine Orchideenpflanzen produzieren.
Dann haben wir die Wichtigkeit der Wachstums-Temperatur vergessen, oder besser gesagt, der Temperaturabfolge über das Jahr.

Obwohl vollständig künstlich auf sterilem Medium gewachsen, haben die kleinen Orchideen-Protokorme und Pflanzen für ein normales Wachstum Anforderungen und Erwartungen an die Wachstumstemperatur, genau wie erwachsene Pflanzen. In einigen Fällen ist eine Kühlperiode für die Keimung erforderlich, aber für noch mehr Arten ist eine Kühlperiode entsprechend dem „normalen“ Winter bei einer gewissen Protokormgröße erforderlich, mit dem Ziel, ein normales Trieb- und Wurzelwachstum „im Frühling“ zu induzieren.

Einzelheiten dazu für die verschiedenen Gattungen und Arten werden auf den anderen Seiten dieser Web-Seite dargestellt. Bei vielen Arten ist eine Periode tieferer Temperatur nicht erforderlich – aber zuträglich für ein weiteres Wachstum.
Man kann also sagen, dass das Medium der Motor der Vermehrung ist, aber die Temperaturabfolge die Antriebswelle ist.

Das Auspflanzen in das Substrat erfolgt am besten, wenn sich die jungen Pflanzen in der Phase der Dormanz (Sommerruhe) befinden. Bei Orchis, Ophrys und ähnlichen Arten reiften die kleinen Knollen, die auf dem Medium gebildet wurden im späten Frühling oder frühen Sommer, wann sie ausgepflanzt werden sollten. Orchideen, die mit Dactylorhiza und Cypripedium verwandt sind, können aus den Gläsern als gut gewachsenen Pflanzen unter kühlen aber frostfreien Bedingungen im Spätherbst oder im beginnenden Frühling entnommen werden.
Sie können auch den Winter über, kühl gelagert, in den Gläsern verbleiben und im zeitigen Frühjahr ausgepflanzt werden.

Es ergibt einen großen praktischen Vorteil, wenn der „natürlichen jährlichen Uhr“ der Arten gefolgt wird und das Auspflanzen erfolgt, wenn in der Natur die Dormanz eintritt. Das heißt auch, dass die Aussaat zur richtigen Zeit im Jahr erfolgt, um diesem Erfordernis Rechnung zu tragen.

Mediterrane Ophrys bilden auf dem Medium reife Knollen 7-10 (-12) Monate nach der Aussaat. Einige mitteleuropäische Orchis –Arten benötigen eine Kühl-Behandlung während ihrer Entwicklung und reifen nach 15 Monaten – andere brauchen gerade 8-10 Monate. Der Aussaatzeitpunkt muss der vorhergesagten Wachstumszeit angepasst werden – oder dem, was man in den Jahren zuvor herausgefunden hat.

Die Mykorrhiza, wenn sie bei den erwachsenen Pflanzen benötigt wird, scheint in keiner Weise den Erfolg des Auspflanzens zu beeinflussen. Anleitungen und wissenschaftliche Berichte liefern komplexe Kompostrezepte und Methoden zum Hinzufügen von Pilzen zu den Bodenmischungen, jedoch sind Mykorrhiza-Pilze reichlich in natürlichen Bodensubstraten vorhanden und solches Vorgehen ist unnötig. Die jungen Pflanzen könnten beim Auspflanzen einen natürlichen Pilz vom Substrat übernehmen, aber sie brauchen keinen. Wir nutzen generell Bodensubstrate von natürlichen Standorten, die geeignet für Orchideen erscheinen. Wir haben zwei Quellen, eine von einem Kalkstein-Gebiet und eine von neutralem Sandstein.

Die Töpfe können mit den den Gläsern entnommenen Pflanzen „überfüllt“ werden und der Pflanzstoff kann jährlich ausgetauscht werden. Das heißt, das mediterrane Ophrys, schwedische Nigritella und ein Jahr alte amerikanische und chinesische Cypripedium alle in den gleichen Substraten wachsen und wir begegneten keinen Problemen.

Kürzlich wurde eine Studie von der Landwirtschafts-Universität Uppsala/Schweden vorgestellt. Die Mykorrhiza aus den Wurzeln von Nigritella nigra im Bezirk Jämtland/Schweden wurde isoliert und identifiziert. Isoliert wurde sie sowohl von „wilden“ Pflanzen als auch von künstlich vermehrten und wieder eingebürgerten Pflanzen auf ähnlichen Lokalitäten. In beiden Fällen konnten die gleichen Pilze identifiziert werden. Die Ergebnisse waren in keiner Weise überraschend, denn es gibt eine Unmenge von Pilzen unter denen die Orchideenpflanzen in geeigneten Habitaten wählen können.

Es wurde auch mit  in Mehrzweck-Kompost für Zimmer-Pflanzen mit hinzugefügtem Kuhmist ausgepflanzten Cypripedium experimentiert und die Pflanzen wuchsen exzellent, besonders nach dem 2. Jahr im Substrat.

Mythen und oft wiederholte Dogmen ranken sich um die Eignung verschiedener Substrate und Komposttypen. Mit zunehmender Erfahrung und gesundem Gartensinn werden komplexe Bodenrezepte und Beschwörungen immer mehr verschwinden. In der Realität treten nicht mehr als normale Gartenprobleme auf. Wenn dieser Boden zu fest ist, wird etwas Sand hinzugefügt, ist er zu trocken etwas Torf. Einige Arten bevorzugen Kalkböden andere leicht saure Böden. Einige brauchen eine trockene Ruheperiode im Sommer andere wiederum ein durchlässiges aber niemals trockenes Substrat.

Im ersten Jahr nach dem Auspflanzen sind die Pflanzen sehr tolerant für die Bedingungen und überleben draußen im Garten gut, wenn etwas über die Eignung des Bodentyps und den Standort nachgedacht wird. Alternativ könnnte sie in einen geeigneten natürlichen Standort ausgepflanzt werden. Der Boden aus den Töpfen kann wieder verwendet werden.

Die Blüte erscheint 3-5 Jahre nach der Aussaat, abhängig von der Art oder Hybride. Weitere Informationen können den jeweils beschriebenen Gattungen gefunden werden. Einige Orchis und Ophrys können sogar bereits nach zwei Jahren nach der Aussaat und ein Jahr nach dem Auspflanzen blühen.

Im Garten können nur gewisse Arten wachsen. In der Natur sind viele Orchideen an spezielle Habitate gebunden und einige können generell ungeeignet für die Gartenkultur sein. Aber es gibt viele Hybriden, die leicht wachsen und vielmehr Aufmerksamkeit verdienen. Das ist nicht außergewöhnlich, Die meisten Pflanzen, die man in Gärten findet, sind ausgewählte Stämme und Hybriden und es ist die Zeit gekommen, wo sie durch winterharte Orchideen ergänzt werden können.

Die Möglichkeit, solche Orchideen zu vermehren, eröffnet auch das Feld für wissenschaftliche Untersuchungen. Genetik und Systematik können von dem neuen Ansatz profitieren und Pflanzenphysiologie und Populationsstudien können die neuen Methoden anwenden.

Projekte für Artenhilfsmaßnahmen und andere Naturschutzprojekte können in größerem Maßstab durchgeführt werden und Populationen von seltenen oder vom Aussterben bedrohten Arten können bewahrt und gestärkt werden. Das Interesse für diesen Ansatz scheint in Schweden und Dänemark allerdings gering zu sein, was wohl vor allem auf die Einstellung einflussreicher Professoren und Botaniker zurückzuführen ist, die die Natur nicht mehr als ihren eigenen wissenschaftlichen Spielplatz betrachten. Unter Ihresgleichen scheint es als eine größere Leistung zu gelten, das Aussterben einer Art zu melden, als alles zu tun, um dies zu verhindern! Die vorherrschende Meinung fördert nur den Schutz und die Bewahrung aber nicht die aktive Intervention.

Man vergleiche dies mit den vielen Vogelschutzprogrammen, die auch Zuchtprogramme ("Vermehrung") für Adler, Falken und Uhus und dergleichen beinhalten, und denen niemand widerspricht. 99,8 % der Ornithologen sind glücklich darüber, eingeschlossen die Amateure, die weder Geld noch wissenschaftliche Auszeichnungen für ihre Arbeit erhalten. Vogelarten werden aktiv durch den Einsatz und das Engagement dieser Menschen erhalten.


Eine Ausnahme von diesem engstirnigen Ansatz in Skandinavien ist das Projekt "Nigritella" im Bezirk Jämtland in Nord-Schweden. Nigritella nigra war das Objekt eines vom WWF unterstützten Programms zur Rettung dieser Art. Svante MALMGREN hat an diesem Projekt mitgearbeitet, hat Pflanzen aus Samen angezogen und sie an geeigneten ausgewählten Stellen wieder angesiedelt. Nigritella nigra wächst sehr leicht auf Nährboden, aber sie ist etwas schwierig im Substrat und es erforderte 8 Jahre von der Aussaat bis zur Blüte.

In Dänemark hat 2006 im allerletzten Moment ein Erhaltungsprojekt zur Bewahrung von Ophrys insectifera begonnen.
Svante MALMGREN hatte dies 10 Jahre zuvor in einem Beitrag in einer wissenschaftlichen Zeitschrift vorgeschlagen.

Jedoch für Spiranthes spiralis ist es in Dänemark inzwischen zu spät und es scheint keinerlei Interesse zu geben, die letzten Pflanzen von Cypripedium calceolus zu vermehren.

Gott schütze die Botaniker! Oder vielleicht auch nicht?





Anacamptis papilionacea im Substrat ...





...und auf dem Nährboden


Cypripedium californicum..


...und Sämlinge das erste Jahr im Substrat


Cypripedium hotei-atsumorianum


Cypripedium tibeticum.


....und Sämlinge ihrer Hybride auf dem Nährboden


Sterile Nährböden in Gläsern


Gekeimte Dactylorhiza, 2-3 Monate nach der Aussaat 


Gekeimte Orchis militaris


Gekeimte Ophrys apifera 4 Wochen nach der Aussaat


Gekeimte Cypripedium guttatu  


Cypripedium guttatum etwa 12 Monate nach der Aussaat


Ophrys insectifera, gesät im September, Foto: Juni ...


...und im Oktober. Man beachte die reifen Knollen mit neuen Trieben


Für den Menschen und die Orchideen: Zucker und Amino-Säure 


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Ananas, Kartoffel und Rübe - die Hauptkomponenten für einen erfolgreichen Nährboden 


Rübe (und Kartoffel) werden in Stücke geschnitten und eingefroren ....   


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Eingefrorene Rübe, Kartoffel, Amino-Säure-Lösung (Vaminolac)  und Ananas-Saft, (letzterer neutralisiert mit NH3, um den  pH-Wert auf etwa 5,5 - 6 einzustellen)


Eine Gymnadenia × Dactylorhiza Hybride etwa 12 Monate nach der Aussaat. Zeit für die Winterruhe. In diesem Fall 5% Ananas-Saft im Nährboden.


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Ophrys lutea auf dem Nährboden; man beachte die entwickelten Knollen; Rüben-Nährboden  


Cypripedium hotai-atsumorianum auf dem Nährboden, etwa 8 Monate nach der Aussaat. Kartoffel + Ananas-Nährboden


Das Labor mit dem Dampfdruck-Kochtopf 


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NaClO (und manchmal) H2SO4) weirden für die Sterilisation der Samen verwendet  


Samen und NaClO werden in eine Glasröhre gefüllt, die Minuten gezählt und der Samen beobachtet

Die Samen links bleichen, sind aber noch nicht fertig für die Aussaat.


Ein gutes Aussaat-Instrument - original ein chirurgisches Instrument für Gallenwege. Die Spitze wird abgeflammt, dann mit einigen Tropfen sterilen Wassers mittels einer Spritze abgekühlt


Halbreife Cypripedium Samen - aber zu früh geerntet, unentwickelte Embryos


Halbreife Cypripedium Samen - zu spät geerntet, voll entwickelte Samenhüllen!


Instrumente für die Aussaat halbreifer Samen


Keimende Samen unter dem Mikroskop (Anacamptis palustris)


Anacamptis coriophora keimt innerhalb weniger Tage...


...jedoch Gymnadenia conopsea benötigt eine Kühlbehandlung für 8-12 Wochen NACH der Aussaat, keimt aber dann zu fast 100%


Dactylorhiza, viel zu dicht gesät, sie können unmöglich auf frischen Nährboden umgelegt werden...


....hier ist es besser!


Ein Kühlschrank ist sehr nützlich


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Größe für den Kühlschrank - etwa im November ....


Orchis simia 4-6 Wochen NACH der Kühlbehandlung


Voll entwickelte Knollen von Anacamptis pyramidalis 12-14 Monate nach der Aussaat


....und die Ernte von  2006 von Anacamptis pyramidalis, Zeit zum Auspflanzen im Juni


Gymnadenia conopsea, etwa 12-14 Monate nach der Aussaat...


....und vom Nährboden genommen. Zeit für die Winterruhe - im Substrat oder auch auf dem Nährboden


Cypripedium hotei-atsumorianum × tibeticum  12-15 Monate nach der Aussaat


werden für  3-4-5 Monate kühl gehalten und dann im zeitigen Frühjahr in das Substrat gepflanzt


Substrat für Cypripedium! Und für die meisten anderen Orchideen...


..wird evtl. mit etwas Sand gemischt


Technisch einfach ist das Einpflanzen in die Töpfe, wenn sehr nasses Substrat verwendet wird, das auch guten Wurzelkontakt herstellt. Dies isPlatanthera bifoliaPlatanthera bifolia...


...
zwei Wochen später. Tontöpfe ermöglichen eine sehr gute Drainage!


Ein Wachstumszyklus: Himantoglossum wird gewöhnlich im Juni vom Nährboden genommen...


..
.und in das Substrat eingesetzt, halbtrocken für 6-8 Wochen gehalten, dann wird gegossen...


.
..und hier im September...
 


.
..und im folgenden April. Frostfrei gehalten bekamen sie etwas zusätzliches Licht (der schwedische Winter ist sehr dunkel!)


Cypripedium
werden wie hier gezeigt mit dén Trieben über der Oberfläche eingepflanzt


Cypripedium
den ersten Sommer im Substrat


Vermehrung zur Freude - oder für die Wissenschaft? Ophrys cornuta, Hybride und Ophrys argolica


Ophrys holoserica,
Hybride und Ophrys apifera 


Ein Fall für Artenhilfsmaßnahmen? Dactylorhiza sambucina




Dactylorhiza sambucina, vom Nährboden genommen, etwa 200 Pflanzen


(schwedische) Nigritella nigra auf dem Nährboden...
 


...wurden für ein Naturschutzprojekt angezogen. Aber die Art ist etwas schwierig im Substrat im warmen Sommer. Definitiv bevorzugt sie kühle Berge!


Cypripedium calceolus...


...ist sehr leicht zu vermehren. Aber man muss halbreife Samen verwenden.


Orchis militaris im Biotop


...und auf dem Nährboden 12 Monate nach der Aussaat.


Einige XL Orchis militaris das zweite Jahr im Substrat


Barlia von Teneriffa, angezogen für ein Naturschutzprojekt, gekeimte Samen...


...und etwa 15 Monate später. Man beachte das beginnende Wachstum der Knollen!

 


Ophrys insectifera, in Dänemark fast ausgestorben, kann leicht vermehrt werden


Blühende Ophrys insectifera - zugegeben etwas klein, aber blühend 20 Monate nach der Aussaat!


Unfruchtbar mit eigenem Pollen - aber eine exzellente Hybrid-Mutter-Pflanze ...


hier z.B. mit Pollen von Cypripedium speciosum oder C. tibeticum


So kann man seine eigenen Cypripedium Hybriden schaffen. Dies sind zwei C. calceolus-Hybriden das erste Jahr im Substrat


Blühende C. flavum × reginae (Cypripedium "Ulla Silkens")