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Svante Malmgren Henric Nyström Orchideen Vermehrung |
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Ophrys
Orchis
(Anacamptis),Himantoglossum
Dactylorhiza
Gymnadenia |
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Viel Aufwand ist in den letzten 10 Jahren getrieben
worden – mehr oder weniger nachvollziehbar – die
Gattung Ophrys in sehr viele verschiedene
Arten zu untergliedern (im Moment sind es über
250!). Aber es findet eine Diskussion statt, wie
korrekt und sinnvoll dies ist. |
Alle Ophrys, verschiedene
mediterrane Orchis,
Serapias und ähnliche Arten gehören zu den meisten
asymbiotisch zu vermehrenden Orchideen. Typischerweise zeigen
sie eine hohe Keimungsrate und eine sehr schnelle Entwicklung
- in Anlehnung an die natürlichen Verhältnisse, in denen eine
kurze mediterrane Vegetationsperiode ein schnelles Wachstum
erfordert. Auf sterilen Medien verhalte sie sich ebenso.
Aussaat-Medium: „Standard-Medium“ mit Zusatz von 1 cm³ Rübe in jedem Behälter mit 20 ml Medium. Einige wenige Arten wachsen auf Ananas-Saft-Medium besser, aber die meisten scheinen besser mit Rübe als organischem Zusatz zu wachsen. |
Ophrys insectifera (schwedischer Herkunft) scheint eine Art zu sein, die wie die meisten Dactylorhiza- oder Orchis-Arten eher Kartoffel-Ananas-Saft bevorzugen. |
Aussaat-Zeitpunkt: April-Juni,
möglich bis Juli. Verschiedene Arten zeigen etwas
unterschiedliche Wachstums-geschwindigkeiten auf dem Medium.
Am besten sollte man dafür sorgen, dass reife kleine Knollen
auf dem Medium im nächsten April-Mai zur
Verfügung stehen, damit sie nach einer 4-5 monatigen trockenen
Ruhephase im September/frühen Oktober Wasser bekommen können
(Ruhephase kürzer für Ophrys-Arten britischer oder
deutscher Herkunft).
Samenbehandlung: Dünne Samenhüllen,
normalerweise 0,3 - 0,5 NaCIO für
4 - 8 Minuten.
Keimung: Manchmal nach 2 Tagen, meistens nach 2 - 4
Wochen. Ausnahme: schwedische Ophrys insectifera, s.
unten.
Wachstum auf dem Medium: Kein Problem s. Fotos. Einmal
umlegen auf frisches Medium bei einer Größe von 3 -5 mm. Sie
bilden schöne kleine Knollen nach 7 - 10 Monaten, die im
nächsten Frühsommer ausgepflanzt werden können.
Temperatur?
Eine interessante Frage! Wir können heute Unterschiede
einerseits zwischen mediterranen Arten, die auf eine kurze
Vegetationsperiode ohne einen bedrohlichen kalten Winter
ausgerichtet sind und andererseits Arten/Klonen aus
Mitteleuropa (und Schweden) erkennen.
ist eine Pflanze; die in
Schweden nur auf feuchten Biotopen über Kalk
vorkommt, und niemals in sommertrockenen Habitaten.
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Blüte:
Fast alle Arten und Hybriden blühen im 2. Jahr im
Substrat, also etwa 3 Jahre nach der Aussaat. Einige
schnellwachsende Arten und Hybriden können regulär im Alter
von 2 Jahren bei guter Pflege nach dem Auspflanzen blühen.
Das Kultivieren dieser mediterranen Arten in den nördlicheren Gegenden Europas erfordert eine Anpassung mit etwas künstlichen Bedingungen. Die Temperaturen müssen für die meiste Zeit des Winters über 0 Grad C – 8 - 10 Grad C ist besser – gehalten werden und etwas zusätzliches Licht ist vorteilhaft. Mit Pflege und etwas Glück können die Bedingungen günstig gestaltet werden, dass sie dem Züchter in den dunklen Monaten des Winters und des frühen Frühlings viel Freude bereiten.
Ophrys-Arten aus
Mitteleuropa:
O. holoserica, apifera, insectifera und sphegodes
wachsen leicht in Gebieten mit zuträglichem Klima (wie in
Deutschland oder England). Um ihre Winterhärte in Dänemark zu
testen, wurde dort ein Versuch unternommen, die vorläufigen
Resultate waren sehr gut. Wir züchteten Ophrys apifera
(incl. var. trollii), holoserica
und sphegodes in großer Anzahl. Die Nachfrage
nach diesen Arten ist viel größer als die nach den
mediterranen.
Ophrys Hybriden: sind sehr leicht zu vermehren und es scheint, dass alle Arten gekreuzt werden können um überlebensfähige Hybriden zu erzeugen. Die F1-Generation der jeweiligen Kreuzung zeigt nur geringfügige Variabilität. Wir haben 14 oder 15 ver-schiedene Hybriden bis zur Blüte gezüchtet. Dabei ist erwähnenswert, das mit wenigen Ausnahmen die F1-Hybriden steril waren. Die einzige Ausnahme, die wir bisher gefunden haben, betraf Ophrys cretica × holoserica F2 und Ophrys argolica × cornuta F2, die im Substrat gehalten wurden, jedoch waren die Pflanzen sehr schwach und schienen kaum lebensfähig. Die Pflanzen der ersteren sind jetzt 8 Jahre alt und werden wohl nie blühen, denn immer weniger und weniger Pflanzen überleben jedes Jahr. Bei der zweiten Art – Ophrys argolica × cornuta F2 – hat eine kleine Anzahl im Alter von 4 Jahren geblüht und benötigte 2 Jahre Pflege auf dem Medium. Jedoch starben die meisten Pflanzen, nachdem sie ein Samenkapsel gebildet hatten. Als diese Samen ausgesät wurden, zeigte es sich, dass gerade 2 - 3 Samenkapseln fruchtbar waren und ähnliche schwache Pflanzen in der 2. Generation bildeten.
Eine sehr interessante Beobachtung
zeigt, dass die Pollen der F1-Hybriden
nicht funktionsfähig zu sein scheinen.
Wenn Pollen einer reinen Art zur Bestäubung einer Hybride
genutzt wird, dann entwickeln sich „neue“ Hybriden, von denen
einige ausreichend lebensfähig sind, um blühfähige Pflanzen im
Substrat zu bilden. Auf diese Weise können immer mehr Arten zu
neuen Hybriden „hinzugefügt“ werden. In einigen dieser
Generationen können nur wenige Pflanzen erhalten werden aber
in der nächsten können mehr Samen lebensfähig sein. Wir haben
momentan verschiedene vitale Ophrys insectifera ×
tenthredinifera × speculum × cretica
× holoseri×a × spruneri
im Substrat (Winter 2008).
Während F1-Hybriden untereinander
sehr gleich erscheinen, sind Hybriden, die drei oder mehr
verschiedene Arten enthalten im Gegensatz dazu alle
voneinander sehr verschieden, nicht zwei einzelne Pflanzen aus
dem gleichen Samen-„Topf“ der Kreuzung sind gleich. Keine zwei
Pflanzen der Kreuzung Ophrys lutea × tenthredinifera × cretica
× holoserica zeigten gleiche Blüten, als sie im März
2006 zur Blüte kamen!.
Da Ophrys-Hybriden meist bezüglich ihres eigenen Pollens steril zu sein scheinen, deutet dies darauf hin, dass „neue“ Ophrys-Arten sich in der Natur nicht durch Kreuzung bilden!
Normale genetische Variation und normaler Darwinismus scheinen gewöhnlich „neue“ Arten zu bilden. Die Aufzucht einer Anzahl von Pflanzen aus einer selbstbestäubten Samenkapsel veranschaulicht die große Variations-breite der Merkmale und Form der Blüte innerhalb einer einzigen Art. Und diese individuelle Variationsbreite ist nicht genetisch sehr stabil, so dass es vieler, vieler Generationen bedarf, eine neue Art zu bilden.
Viele der kürzlich beschriebenen „neuen“ Ophrys-Arten sind natürliche Variationen und vielleicht nicht genetisch sehr stabil!
Mediterrane Orchis-Arten können in vielen Fällen unter den gleichen Bedingungen wie Ophrys herangezogen werden, aber nicht alle können so leicht vermehrt werden. Orchis papilionacea blüht normalerweise zwei Jahre nach der Aussaat. Orchis sancta, Orchis italica und einige andere sind leicht zu vermehren und weiter zu kultivieren. Einige andere Arten sind kürzlich ausgesät worden, siehe Orchis-Seite!
Serapias ist eine weitere Gattung mit verschiedenen mehr oder weniger gut definierten Arten. Wir haben Serapias vomeracea und Serapias cordigera vermehrt und herangezogen; sie sind genauso leicht zu züchten wie Ophrys. Serapias kann Hybriden mit einigen Orchis/Anacamptis-Arten bilden, z.B. mit Anacamptis papilionacea.
(Wenn man mit Orchideen-Kreuzungen e×perimentieren will, sollte man einfach Pollen oder eine ganze Blüte einer frühblühenden Art einfrieren und diesen Pollen zur Hybridisation mit einer später blühenden Art verwenden. Der Pollen scheint sehr vital zu bleiben, aber wir haben bisher noch keinen Pollen getestet, der mehr als 5 – 6 Monate eingefroren war.)
Comperia comperiana ist eine seltene Art aus der Türkei und einigen griechischen Inseln. Wir erhielten einmal Samen und nach mehrmaligem „trial and error“ entdeckten wir, dass die Pflanzen wie Himantoglossum aufgezogen werden sollten. Ungefähr ein Dutzend Pflanzen wurden ausgepflanzt und wuchsen gut. Sie werden hoffentlich 2008 blühen, im 4. Jahr im Substrat
Zusammengefasst – Arten aus dem Mittelmeerraum bieten den Vorteil eines schnellen Wachstums und in großer Schönheit und sind in vielen Fällen leicht zu vermehren. Natürlich verursacht das Klima Probleme für das Wachstum der Pflanzen, wenn sie in Mittel- oder Nordeuropa kultiviert werden. Aber trotzdem scheint es möglich, dass mitteleuropäische Ophrys-Arten das Potential haben, normale Gartenpflanzen zu werden.
Ophrys holoserica im Substrat |
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Ophrys insectifera × speculum |
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