Svante Malmgren         Henric Nyström

Orchideen Vermehrung

 

 

 

 

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Ophrys, Serapias und Comperia

 

Ophrys ist eine Gattung, die in Süd- und mit einigen Arten in Mitteleuropa zu Hause ist. In Schweden haben wir nur eine Art - Ophrys insectifera - die auch in Norwegen vorkommt. In Deutschland und Südengland findet man vier Arten: Ophrys insectifera, holoserica, apifera und sphegodes. In Ungarn ist eine weitere Art heimisch: Ophrys scolopax Diese Art wurde vor vielen Jahren auch an einer Stelle in Deutschland angesiedelt und ist inzwischen dort gut etabliert.

 

Viel Aufwand ist in den letzten 10 Jahren getrieben worden – mehr oder weniger nachvollziehbar – die Gattung Ophrys in sehr viele verschiedene Arten zu untergliedern (im Moment sind es über 250!). Aber es findet eine Diskussion statt, wie korrekt und sinnvoll dies ist.
Auf der einen Seite gibt es die ‚Morphologen‘, die hinter jedem Busch eine neue Form = eine neue Art finden, auf der anderen Seite sind die DNA-Analysten, die für eine nur geringe Zahl von guten Arten mit Varietäten innerhalb dieser Gattung plädieren. (S. auch unten unter Ophrys-Hybriden.)

 

Alle Ophrys, verschiedene mediterrane Orchis, Serapias und ähnliche Arten gehören zu den meisten asymbiotisch zu vermehrenden Orchideen. Typischerweise zeigen sie eine hohe Keimungsrate und eine sehr schnelle Entwicklung - in Anlehnung an die natürlichen Verhältnisse, in denen eine kurze mediterrane Vegetationsperiode ein schnelles Wachstum erfordert. Auf sterilen Medien verhalte sie sich ebenso.

Aussaat-Medium: Standard-Medium“ mit Zusatz von 1 cm³ Rübe in jedem Behälter mit 20 ml Medium. Einige wenige Arten wachsen auf Ananas-Saft-Medium besser, aber die meisten scheinen besser mit Rübe als organischem Zusatz zu wachsen.

 

Ophrys insectifera (schwedischer Herkunft) scheint eine Art zu sein, die wie die meisten Dactylorhiza- oder Orchis-Arten eher Kartoffel-Ananas-Saft bevorzugen.

Aussaat-Zeitpunkt: April-Juni, möglich bis Juli. Verschiedene Arten zeigen etwas unterschiedliche Wachstums-geschwindigkeiten auf dem Medium. Am besten sollte man dafür sorgen, dass reife kleine Knollen auf dem Medium im nächsten April-Mai zur Verfügung stehen, damit sie nach einer 4-5 monatigen trockenen Ruhephase im September/frühen Oktober Wasser bekommen können (Ruhephase kürzer für Ophrys-Arten britischer oder deutscher Herkunft).

Samenbehandlung: Dünne Samenhüllen, normalerweise 0,3 - 0,5 NaCIO für 4 - 8 Minuten.
Keimung: Manchmal nach 2 Tagen, meistens nach 2 - 4 Wochen. Ausnahme: schwedische Ophrys insectifera, s. unten.

Wachstum auf dem Medium: Kein Problem s. Fotos. Einmal umlegen auf frisches Medium bei einer Größe von 3 -5 mm. Sie bilden schöne kleine Knollen nach 7 - 10 Monaten, die im nächsten Frühsommer ausgepflanzt werden können.

Temperatur?
Eine interessante Frage! Wir können heute Unterschiede einerseits zwischen mediterranen Arten, die auf eine kurze Vegetationsperiode ohne einen bedrohlichen kalten Winter ausgerichtet sind und andererseits Arten/Klonen aus Mitteleuropa (und Schweden) erkennen.

Ophrys holoserica, apifera und sphegodes aus Mitteleuropa zeigen im ersten Herbst auf dem Medium ein etwas geringeres Wachstum. Sie brauchen nicht notwendigerweise eine Kältebehandlung, profitieren aber deutlich davon, wenn sie im ersten Herbst/Winter, wenn sich die Blätter entwickeln, für 3 - 4 Monate unter schwachem Licht bei 8-10-12 Grad C kultiviert werden. Im Frühjahr wachsen sie sehr schnell und entwickeln gute Knollen, s. Foto.

Ophrys insectifera

ist eine Pflanze; die in Schweden nur auf feuchten Biotopen über Kalk vorkommt, und niemals in sommertrockenen Habitaten.
Sie hat eine sehr viel kürzere Ruheperiode im Boden, als jede andere Art. Im Spätsommer, wenn die alten Blätter noch grün sind, entwickelt sich oft ein neues Blatt für den Trieb des nächsten Jahres.
Andererseits stellt dieses Blatt das Wachstum bei einer Größe von 10 -15 mm ein, wenn es einen kalten Winter gibt, überlebt aber auch starken Frost.
10 - 20 % der Samen keimen nach 4 Wochen, wenn sie im Spätsommer auf Kartoffel plus Ananassaft – NH3 ausgesät werden, wachsen aber sehr langsam. Wenn die Gläser kühl aber frostfrei während des Winters gelagert werden, keimen mehr als 50 % der Samen vor dem Frühling und alle Protokorme/Pflanzen wachsen jetzt sehr schnell, bilden lange Blätter, große Knollen und eine kleinen neuen Trieb im August. Das zeigt eine Anpassung an das schwedische Klima. Die Pflanzen nach dem Auspflanzen nicht trocken halten, sonst bildet sich ein neuer Trieb und eine kleine Wurzel.

 

Das Auspflanzen: Standardsubstrat aus Kalkgebieten o. Ä., möglichst mit etwas Sand und einer guten Drainage. Die kleinen Knollen vom Medium sollten im ersten Sommer im Substrat ‚trocken‘ aber nicht ‚zu trocken‘ gehalten werden. Ein einfacher Trick besteht darin ‚etwas‘ Wasser in den Topf zu geben, wenn das Substrat ausgetrocknet ist, und dann alles in eine Plastetüte für 4 - 5 Monate zu geben. Wenn sie dann im September/Oktober Wasser erhalten, werden 75 - 95 % der Knollen Blätter entwickeln.

 

 

Blüte:
Fast alle Arten und Hybriden blühen im 2. Jahr im Substrat, also etwa 3 Jahre nach der Aussaat. Einige schnellwachsende Arten und Hybriden können regulär im Alter von 2 Jahren bei guter Pflege nach dem Auspflanzen blühen.

Das Kultivieren dieser mediterranen Arten in den nördlicheren Gegenden Europas erfordert eine Anpassung mit etwas künstlichen Bedingungen. Die Temperaturen müssen für die meiste Zeit des Winters über 0 Grad C – 8 - 10 Grad C ist besser – gehalten werden und etwas zusätzliches Licht ist vorteilhaft. Mit Pflege und etwas Glück können die Bedingungen günstig gestaltet werden, dass sie dem Züchter in den dunklen Monaten des Winters und des frühen Frühlings viel Freude bereiten.

 

Ophrys-Arten aus Mitteleuropa:
O. holoserica, apifera, insectifera und sphegodes wachsen leicht in Gebieten mit zuträglichem Klima (wie in Deutschland oder England). Um ihre Winterhärte in Dänemark zu testen, wurde dort ein Versuch unternommen, die vorläufigen Resultate waren sehr gut. Wir züchteten Ophrys apifera (incl. var. trollii), holoserica und sphegodes in großer Anzahl. Die Nachfrage nach diesen Arten ist viel größer als die nach den mediterranen.



















































































 

Ophrys Hybriden: sind sehr leicht zu vermehren und es scheint, dass alle Arten gekreuzt werden können um überlebensfähige Hybriden zu erzeugen. Die F1-Generation der jeweiligen Kreuzung zeigt nur geringfügige Variabilität. Wir haben 14 oder 15 ver-schiedene Hybriden bis zur Blüte gezüchtet. Dabei ist erwähnenswert, das mit wenigen Ausnahmen die F1-Hybriden steril waren. Die einzige Ausnahme, die wir bisher gefunden haben, betraf Ophrys cretica × holoserica F2 und Ophrys argolica × cornuta F2, die im Substrat gehalten wurden, jedoch waren die Pflanzen sehr schwach und schienen kaum lebensfähig. Die Pflanzen der ersteren sind jetzt 8 Jahre alt und werden wohl nie blühen, denn immer weniger und weniger Pflanzen überleben jedes Jahr. Bei der zweiten Art –  Ophrys argolica × cornuta F2 – hat eine kleine Anzahl im Alter von 4 Jahren geblüht und benötigte 2 Jahre Pflege auf dem Medium. Jedoch starben die meisten Pflanzen, nachdem sie ein Samenkapsel gebildet hatten. Als diese Samen ausgesät wurden, zeigte es sich, dass gerade 2 - 3 Samenkapseln fruchtbar waren und ähnliche schwache Pflanzen in der 2. Generation bildeten.  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine sehr interessante Beobachtung zeigt, dass die Pollen der F1-Hybriden nicht funktionsfähig zu sein scheinen.
Wenn Pollen einer reinen Art zur Bestäubung einer Hybride genutzt wird, dann entwickeln sich „neue“ Hybriden, von denen einige ausreichend lebensfähig sind, um blühfähige Pflanzen im Substrat zu bilden. Auf diese Weise können immer mehr Arten zu neuen Hybriden „hinzugefügt“ werden. In einigen dieser Generationen können nur wenige Pflanzen erhalten werden aber in der nächsten können mehr Samen lebensfähig sein. Wir haben momentan verschiedene vitale Ophrys insectifera × tenthredinifera × speculum × cretica × holoseri×a × spruneri im Substrat (Winter 2008).
Während F1-Hybriden untereinander sehr gleich erscheinen, sind Hybriden, die drei oder mehr verschiedene Arten enthalten im Gegensatz dazu alle voneinander sehr verschieden, nicht zwei einzelne Pflanzen aus dem gleichen Samen-„Topf“ der Kreuzung sind gleich. Keine zwei Pflanzen der Kreuzung Ophrys lutea × tenthredinifera × cretica × holoserica zeigten gleiche Blüten, als sie im März 2006 zur Blüte kamen!.

 

 Da Ophrys-Hybriden meist bezüglich ihres eigenen Pollens steril zu sein scheinen, deutet dies darauf hin, dass „neue“ Ophrys-Arten sich in der Natur nicht durch Kreuzung bilden!

Normale genetische Variation und normaler Darwinismus scheinen gewöhnlich „neue“ Arten zu bilden. Die Aufzucht einer Anzahl von Pflanzen aus einer selbstbestäubten Samenkapsel veranschaulicht die große Variations-breite der Merkmale und Form der Blüte innerhalb einer einzigen Art. Und diese individuelle Variationsbreite ist nicht genetisch sehr stabil, so dass es vieler, vieler Generationen bedarf, eine neue Art zu bilden.

Viele der kürzlich beschriebenen „neuen“ Ophrys-Arten sind natürliche Variationen und vielleicht nicht genetisch sehr stabil!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 












 

 

Mediterrane Orchis-Arten können in vielen Fällen unter den gleichen Bedingungen wie Ophrys herangezogen werden, aber nicht alle können so leicht vermehrt werden. Orchis papilionacea blüht normalerweise zwei Jahre nach der Aussaat. Orchis sancta, Orchis italica und einige andere sind leicht zu vermehren und weiter zu kultivieren. Einige andere Arten sind kürzlich ausgesät worden, siehe Orchis-Seite!

 

 

 

 

 

 

Serapias ist eine weitere Gattung mit verschiedenen mehr oder weniger gut definierten Arten. Wir haben Serapias vomeracea und Serapias cordigera vermehrt und herangezogen; sie sind genauso leicht zu züchten wie Ophrys. Serapias kann Hybriden mit einigen Orchis/Anacamptis-Arten bilden, z.B. mit Anacamptis papilionacea.

 

(Wenn man mit Orchideen-Kreuzungen e×perimentieren will, sollte man einfach Pollen oder eine ganze Blüte einer frühblühenden Art einfrieren und diesen Pollen zur Hybridisation mit einer später blühenden Art verwenden. Der Pollen scheint sehr vital zu bleiben, aber wir haben bisher noch keinen Pollen getestet, der mehr als 5 – 6 Monate eingefroren war.)

Comperia comperiana ist eine seltene Art aus der Türkei und einigen griechischen Inseln. Wir erhielten einmal Samen und nach mehrmaligem „trial and error“ entdeckten wir, dass die Pflanzen wie Himantoglossum aufgezogen werden sollten. Ungefähr ein Dutzend Pflanzen wurden ausgepflanzt und wuchsen gut. Sie werden hoffentlich 2008 blühen, im 4. Jahr im Substrat

 

 

 

 

 

 

 

 

Zusammengefasst – Arten aus dem Mittelmeerraum  bieten den Vorteil eines schnellen Wachstums und in großer Schönheit und sind in vielen Fällen leicht zu vermehren. Natürlich verursacht das Klima Probleme für das Wachstum der Pflanzen, wenn sie in Mittel- oder Nordeuropa kultiviert werden. Aber trotzdem scheint es möglich, dass mitteleuropäische Ophrys-Arten das Potential haben, normale Gartenpflanzen zu werden.

 



Ophrys holoserica im Substrat





Ophrys argolica, man beachte die Variation der Form und des Mals


Ophrys straussii


Ophrys insectifera × tenthredinifera


Gekeimte Ophrys lutea...


und 6-8 Monate später


Reife Knollen von Ophrys lutea, zum Auspflanzen, sie werden dann halbtrocken für etwa 4 Monate gehalten


...und danach erhalten sie Wasser...


... das erste Jahr im Substrat, Foto: Dezember


verschiedene Größe: Ophrys argolica und Ophrys regis-fernandii


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Ophrys holoserica das erste Jahr im Substrat;Foto: März (E×tra Licht im Winter)


Ophrys insectifera, ausgesät im Oktober, gehalten bei 4-6 Grad C Foto: Februar ...


... und schnelles Wachstum im Sommer


Ophrys insectifera, bleibt auf dem Nährboden bis Oktober...


... und blüht im ersten Jahr im Substrat, Foto im Mai


Ophrys (+ mediterrane Orchis) werden im April-Mai ausgepflanzt...


... sie dürfen aber nicht austrocknen, etwas Feuchtigkeit im Substrat halten, z.B. auf diese


Ophrys erstes Jahr im Substrat – wird im folgenden Jahr blühen


Ophrys unter Kunstlicht


Ophrys tenthredinifera


Ophrys cretica


Ophrys argolica


Ophrys bertolonii


Ophrys speculum


Ophrys lutea –
man beachte die Variabilität!


Ophrys cornuta - man beachte die Variabilität!


Ophrys regis-fernandi


Ophrys scolopa×



 

 


Ophrys apifera (aus Deutschland)


Ophrys apifera 'Trollii'


Ophrys lutea × tenthredinifera


Ophrys insectifera × holoserica


Ophrys lutea × speculum


Ophrys lutea × holoserica

Ophrys insectifera × speculum


Ophrys cretica × holoserica, eine sehr vitale Hybride!


Ophrys insectifera × lutea


Ophrys holoserica × tenthredinifera


Ophrys argolica × cornuta


Ophrys apifera × holoserica


Ophrys insectifera × tenthredinifera


Ophrys insectifera × tenthredinifera × speculum


Ophrys insectifera × tenthredinifera × speculum × cretica × holoserica...


...und gekreuzt mit Ophrys spruneri, im ersten Jahr im Substrat, Winter 2007/2008


Ophrys lutea × tenthredinifera × argolica


Ophrys lutea × tenthredinifera × cretica × holoserica
 


Ophrys sprunerii, aus der gleichen Samenkapsel entstanden


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Ophrys-Hybride – verschiedene Blüten am gleichen Stängel!


Ophrys-Hybride


Wunderliche Ophrys-Hybriden


Hasen-Ophrys?

 


Serapias vomeracea


Serapias parviflorum, erstes Jahr im Substrat


Serapias parviflorum,2. Jahr im Substrat. bald blühend



Serapias


Comperia comperiana, erstes Jahr im Substrat

 


Es scheint, dass alle Ophrys-Arten leicht vermehrt werden können – also los!!!


Ophrys apifera links, Hybride Mitte und Ophrys scolopax


Ophrys leicht vermehrt – erstes Jahr im Substrat


...ebenfalls das erste Jahr im Substrat - 75-90% werden im folgenden Jahr blühen